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KI-Regulierung auf EU-Ebene: Der EU AI Act schnell erklärt

Coding 9 GmbH | 10.06.2024 - 4 Min. Lesezeit

Der EU AI Act (EU Artificial Intelligence Act) ist ein neues Gesetz, das die Nutzung von Künstlicher Intelligenz (KI) in der EU regulieren soll. Es wird voraussichtlich im Frühjahr 2026 kommen und soll sicherstellen, dass KI-Systeme sicher und vertrauenswürdig sind. Wie genau das funktionieren soll, welche neuen Regelungen auf uns zukommen und wie sich Unternehmen darauf vorbereiten können, erfährst du in diesem Artikel.

Justizia, die Repräsentatin von Recht und Gesetz im 45° Profil, links und rechts von ihr befindet sich jeweils eine Waagschale. Justizia hat die Erscheinung der klassischen Statue, die durch spiegelglatte Haut mit blauem Glanz verdeutlicht, dass es sich um eine künstliche Intelligenz handeln soll und somit einen Bezug zum Thema des Artikels herstellt.
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Warum brauchen wir überhaupt so ein Gesetz?

Die rasante Entwicklung von KI bringt Chancen und Risiken mit sich. Wie auch schon in der Tagesschau berichtet soll der EU AI Act verhindern, dass KI-Systeme für Manipulationen oder diskriminierende Praktiken missbraucht werden. Er soll sicherstellen, dass KI im Einklang mit europäischen Werten wie Datenschutz und Fairness genutzt wird. Für Entwickler und Unternehmen bedeutet das mehr Klarheit, Sicherheit und Vertrauen bei der Nutzung von KI-Technologien.

Die Ziele des EU AI Acts

Der EU AI Act zielt darauf ab, KI sicher und vertrauenswürdig zu gestalten. Es sollen die Gesundheit und Sicherheit der Nutzer geschützt und die Grundrechte gewahrt werden.

Ein zentraler Aspekt ist dabei die menschenzentrierte Gestaltung von KI. KI-Systeme sollen den Menschen dienen und deren Wohlbefinden fördern. Der Fokus soll darauf gelegt werden, ethisch vertretbare und funktionale KI-Anwendungen zu entwickeln.

Das neue Gesetz fordert außerdem, dass KI-Systeme transparent und nachvollziehbar sind. Nutzer sollen verstehen können, wie Entscheidungen getroffen werden und welche Daten dafür verwendet werden.

Der EU AI Act schafft somit einen Rahmen, der Innovation fördert und gleichzeitig hohe ethische und rechtliche Standards setzt.

Die wichtigsten Regelungen

Der EU AI Act verfolgt einen risikobasierten Ansatz, um die verschiedenen Arten von KI-Systemen zu regulieren. Je höher das Risiko einer KI-Anwendung, desto strenger sind die Vorschriften. Hochrisiko-KI-Systeme, wie Gesichtserkennung oder biometrische Identifizierung, müssen strenge Sicherheits- und Transparenzanforderungen erfüllen. Diese Systeme dürfen nur unter bestimmten Bedingungen und mit klaren Schutzmaßnahmen eingesetzt werden.

Verbotene KI-Praktiken

Der EU AI Act verbietet bestimmte KI-Praktiken, die als besonders schädlich und unethisch gelten. Dazu gehören Systeme, die Menschen manipulieren oder deren Schwächen ausnutzen. Beispielsweise sind Technologien verboten, die unbewusstes Verhalten beeinflussen, um Nutzer zu bestimmten Entscheidungen zu bewegen.

Was bedeutet das für Unternehmen?

Der EU AI Act legt großen Wert auf Transparenz und Verantwortlichkeit. Unternehmen müssen detaillierte Transparenzberichte erstellen und ihre KI-Systeme genau dokumentieren. Das bedeutet, dass du offenlegen musst, wie deine KI-Systeme funktionieren und welche Daten sie verwenden. Diese Transparenz hilft nicht nur, das Vertrauen der Nutzer zu stärken, sondern schützt dein Unternehmen auch vor rechtlichen Problemen. Regelmäßige Überprüfungen und Updates deiner Systeme sind notwendig, um sicherzustellen, dass sie den gesetzlichen Anforderungen entsprechen. Dies fördert eine verantwortungsvolle Nutzung von KI und stärkt die Zuverlässigkeit und Sicherheit der Systeme.

Chancen für Innovation

Trotz der strengen Regelungen bietet der EU AI Act zahlreiche Chancen für Innovation. Das Gesetz schafft klare Rahmenbedingungen, die speziell kleine und mittlere Unternehmen unterstützen. Für Entwickler und Unternehmer bedeutet das Zugang zu neuen Fördermöglichkeiten und Ressourcen, um innovative KI-Projekte zu realisieren. Der Act setzt Anreize für die Entwicklung sicherer und vertrauenswürdiger KI-Systeme, die den europäischen Standards entsprechen. Dies schafft nicht nur Wettbewerbsvorteile, sondern stärkt auch die Position Europas als führender Standort für KI-Entwicklung. Durch die Einhaltung der neuen Vorschriften kannst du innovative Lösungen entwickeln, die sowohl sicher als auch ethisch vertretbar sind, und so das Vertrauen deiner Kunden gewinnen.

Wie können sich Unternehmen vorbereiten?

Um sich auf den EU AI Act vorzubereiten, sollten Unternehmen ihre aktuellen KI-Systeme überprüfen und sicherstellen, dass diese den neuen Anforderungen entsprechen. Erstelle transparente Dokumentationen, die erklären, wie deine KI-Systeme funktionieren und welche Daten sie verwenden. Biete regelmäßige Schulungen für dein Team an, um das Verständnis der neuen Regelungen zu fördern. Nutze Tools und Frameworks, die die Einhaltung der gesetzlichen Vorschriften unterstützen. Diese Maßnahmen helfen, ein Unternehmen gut auf den EU AI Act vorzubereiten und rechtliche Risiken zu minimieren.

Falls du gleich checken willst, welche Abschnitte des Gesetzes für dich und dein Unternehmen relevant sein könnten, kannst du das hier mit dem AI Act Explorer überprüfen.

Kritik

Trotz der positiven Ziele und Rahmenbedingungen des EU AI Acts gibt es auch einige Bedenken und Kritikpunkte.

  • Schnelle Veralterung:

    Trotz der positiven Ziele und Rahmenbedingungen des EU AI Acts gibt es auch einige Bedenken und Kritikpunkte. Kritiker argumentieren, dass das Gesetz schnell veralten könnte, da die technologische Entwicklung im Bereich Künstliche Intelligenz sehr dynamisch ist. Die Regulierung könnte dadurch nicht Schritt halten und Unternehmen vor Herausforderungen stellen, die noch nicht absehbar sind.

  • Innovation und Wettbewerbsfähigkeit:

    Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die strengen Vorschriften Innovationen behindern könnten, insbesondere für kleinere Unternehmen und Start-ups. Während große Unternehmen die Ressourcen haben, um die umfangreichen Anforderungen zu erfüllen, könnten kleinere Akteure Schwierigkeiten haben, die notwendigen Anpassungen vorzunehmen. Dies könnte zu einer Marktverzerrung führen, bei der nur große Unternehmen wettbewerbsfähig bleiben.

  • Gefahr der Überregulierung:

    Zudem befürchten einige Experten, dass die strengen Regelungen zu einer Überregulierung führen könnten, die kreative Lösungen und neue Ansätze im Keim erstickt. Der Balanceakt zwischen Sicherheit und Innovation wird hier als besonders herausfordernd angesehen.

  • Umsetzung und Überwachung:

    Schließlich gibt es Bedenken hinsichtlich der praktischen Umsetzung und Überwachung der Einhaltung der Vorschriften. Die Frage, wie effektiv die Einhaltung kontrolliert und Verstöße geahndet werden können, bleibt offen. Diese Herausforderungen könnten die Wirksamkeit des Gesetzes beeinträchtigen und das gewünschte Schutzniveau möglicherweise nicht vollständig erreichen. 

Fazit

Der EU AI Act ist ein wichtiges Gesetz, das sichere und vertrauenswürdige KI-Nutzung in der EU fördern soll. Es setzt hohe ethische und rechtliche Standards, die Nutzer schützen und Innovationen unterstützen. Trotz Kritik an möglichen Innovationshindernissen und Überregulierung bleibt der Act entscheidend für eine verantwortungsvolle KI-Entwicklung. Auch wenn das Gesetz voraussichtlich erst 2026 kommen soll, sollten sich Unternehmen frühzeitig informieren, um sich gegebenenfalls rechtzeitig anpassen zu können.

Sieh selbst!

Falls du gern tiefergehende Einblicke in das geplante Gesetz hättest, kannst du dir den endgültigen Entwurf aus 2024 hier als PDF in verschiedenen Sprachen herunterladen.

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Portrait-Foto von Timo Feindor

Timo Feindor

Master Studium Applied Artificial Intelligence

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